Chennai 17. October

Am Dienstag morgen ging es um 7.30 Uhr los zum frühstücken. Nachdem sich alle mit Toast, Rührei und Kaffee gestärkt hatten, fuhren wir mit unserem Bus zu dem ersten von drei Unternehmen, die wir heute besuchen sollten:

GoodNews ist ein Fernsehunternehmen, das vier Fernsehsender betreut, die jeweils auf den meist gesprochenen  Sprachen in Indien (Telugu, Hindi, Tamil und Englisch). Programm mit dem Motto „Indian Content for global people“ aussenden. Jedoch beschränkt sich GoodNews nicht nur auf Fernsehsender, sondern es veröffentlicht auch auf verschiedenen Social Media Plattformen Content, um möglichst viele Menschen zu erreichen. Vor Ort haben wir etwas über Content creation und Strategien zur Veröffentlichung von Content erfahren. Kurze Werbe-Videos zeigten, was das bedeutete und wie die einzelne Schritte im Entstehungsprozess der Werbungen interaktiv ablaufen. Anschließend bekamen wir eine Führung durch das Medien-Unternehmen. Von der Postproduktion, zu Servern, bis hin zum Studio bekamen wir einen allerersten Eindruck in die Fernsehproduktion. Im Studio konnten wir uns dann mit Profikameras filmen lassen und uns kurz wie ein indischer Fernsehmoderator vor Gartenzaunkulisse fühlen. Und, Preisfrage: Was darf nach dem Rundgang nicht fehlen? Richtig: Grouppicture. In einer Reihe aufgestellt, räumt auf einmal Herr Springer und Frau Spendin zwei Dekovasen von dessen Podesten. Lautes Klirren lässt den Raum erstummen. Eine unangenehme und steife Situation wurde jedoch schnell von dem entspannten Gemüt der anwesenden Inder gelockert.

Mich erinnerte das an einen Spruch, den ein Organisator bei der Vorbereitung zur Reise einmal fallen ließ: „Don’t worry, we have program“. Nach der Führung haben wir uns verabschiedet und sind weiter zum zweiten Unternehmen: “Primeam Solutions Privat Limited” und besuchten die ITler, die sich auf 3D-Druck spezialisiert hat. Beim Aussteigen sehen wir einen riesigen verglasten Gebäudekomplex. Mit Visitor-Pässen ausgestattet, liefen wir in eines der verglasten Gebäude und wurden den Leitern der 3D-Abteilung vorgestellt. Auch hier bekamen wir eine Führung und dadurch ein Einblick in verschiedenste Arten des 3D-Drucks: Das Verfahren, bei dem Plastik erhitzt und flüssig aufgetragen wird, ist bekannt. Aber das war aber noch nicht alles. Zusätzlich gibt es Möglichkeiten z.B. Titan Pulver mithilfe eines Lasers zum Schmelzen zu bringen, sodass der 3D-Druck im Pulver entsteht und im Nachhinein herausgeblasen werden kann. Das Zukunftspotential dieser Technologie ist unvorstellbar. Uns wurde gesagt, es sei möglich in Zukunft Organersatz zu drucken, es fehle nur noch das richtige Material. Mit Titan werden heutzutage schon Gelenke individuell ersetzt. Später sahen wir Prototypen von Autobestandteilen, Schienen zur Stabilisierungen, Gelenkköpfen/-pfannen und verschiedenste Formen. Nach dem intensiven Einblick aßen wir in der Kantine des Unternehmens, wobei man es auch für eine Food Meile halten könnte. Ein großer Raum, hunderte von Indern am Essen, hoher Lautstärkepegel, an einer Wand ein 8m Flatscreen und Läden mit hoher Essensvielfalt.

Nach dem Mittagessen ging es weiter zum dritten Unternehmen Ideas2IT. Auch hier bekamen wir eine Präsentation über das Unternehmen, die sich jedoch etwas unvorbereitet anhörte. Ein Personalleiter mit stark indischem Akzent las von der Powerpointpräsentation ab und stockte regelmäßig. Soweit ich es verstehen konnte, befasst sich Ideas2IT hauptsächlich mit Buchhaltung anderer Firmen und Personalmanagement, um dessen Struktur zu optimieren.

Anschließend kam der CEO, welcher weitaus gesetzter wirkte und den Besuch rettete. Er stellte uns Fragen über unser Schulsystem und der Beziehung zwischen Indien und Deutschland.

Ein paar Grouppictures und weiter ging es zu der St. Thomas Church, wo die Überreste des Jüngers Jesu Thomas liegen sollen. Das Grab befindet sich unterirdisch in einem kleinen Raum, der an den Seiten mit Bänken bestückt war.

Von der St. Thomas Kirche liefen wir zum nahegelegenen Strand. Auf Indiens Straßen befindet man sich mitten in indische Kultur. (Ach, was!) Enge Fußgängerwege, wenn man diese überhaupt so nennen darf. Auf der Straße: Busse, Tuk-tuks, Mofas, Motorräder, Autos, alle am hupen. Am Straßenrand: Kleine Läden, Reihen von Motorrädern, Hunde – und natürlich Kühe. Das Highlight des Tages war für mich die Strandatmosphäre. Viele kleine Stände, die in der Dunkelheit mit bunten Farben leuchten. Kleine Kettenkarussells, Pferde zum mitreiten. In kleinen Gruppen durften wir den Strand unter dem schwachen Schein des Neumondes frei erkunden. Einige sind bis zum Wasser geschlendert, während andere sich an dem Getümmel an den Ständen erfreuten.

Mit dem Bus ging es danach wieder zurück. Nach Abendessen und kleiner Reflektionsrunde fielen wir alle nach diesem voll gepackten und intensiven Tag erschöpft ins Bett – und träumten von Kühen und Gruppenfotos.

Richard Meeuw

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