Sonntag war ein Tag voller Vielfalt. Wir haben neue Kulturen und verschiedenste Lebensweisen kennengelernt. Ich persönlich würde diesen Tag als einen der besten und spannendsten Tage der ganze Reise bezeichnen.
Los ging es mit dem Frühstück, welches leider schon um 07:00 Uhr begann, da es hieß, dass wir um 07:30 Uhr abgeholt werden. Für uns sollte es in zwei Gruppen aufs Land gehen, um dort an einem Gottesdienst in einer kleinen Kirche teilzunehmen. Mit dem Abholen zur pünktlichen Zeit klappte es leider nicht, sodass wir um 07:58 Uhr zum Bus gingen und um 08:00 Uhr losfuhren. Es ging für ungefähr fünf Schüler mit jeweils einem Betreuer los. (Die anderen Erwachsenen fuhren in der Zwischenzeit zum Bischoff)
Die Busfahrt war anfangs nicht so angenehm für alle, da unser Bus voller Mücken war, die nicht raus wollten. Nach einiger Zeit verschwanden sie glücklicherweise dann aber doch.
Um ca. 08:35 Uhr kam meine Gruppe in der uns zugewiesenen Kirche an, die von außen nicht wirklich als Kirche zu erkennen war. Die Mädchen wurden gebeten, sich mit ihrem Schal den Kopf zu bedecken und die Jungen sollten lange Hosen und bestenfalls ein Hemd tragen.
Als wir hineingingen, wurde aber direkt deutlich, dass wir uns hier in einer Kirche befanden. Direkt beim Reingehen sahen wir ein großes beleuchtetes Kreuz, daneben zwei Altäre. Die vordere Hälfte dieser Kirche war mit „Teppichen“ versehen und die hintere Hälfte mit Bänken bzw. Stühlen. Uns wurde dann erklärt, dass die Frauen und Männer getrennt voneinander sitzen.
Wir waren die ersten in der Kirche, was sich aber schnell änderte, als drei kleine Mädchen die Kirche betraten. Kurz darauf kamen noch mehr jüngere Mädchen, die alle hübsche Sonntagskleider trugen.
Pünktlich um 09:00 Uhr begann der Gottesdienst und die Kirche füllte sich nach und nach und es wurde langsam ziemlich voll. Der ganze Gottesdienst wurde hauptsächlich auf Tamil gehalten und plötzlich hörten wir „Germany“. Kurz darauf wurden wir gebeten, uns nach vorne zu stellen, um uns kurz vorzustellen. Anschließend sangen wir noch ein deutsches Lied.
Nach dem Gottesdienst gingen wir zum Pastor, der uns jeweils einer Person vorstellte. Bis dahin dachte ich mir dazu nichts, doch dann wurde schnell deutlich, dass jeder alleine mit einer dieser Personen mitgehen würde und sich deren Leben bzw. Wohnen anschauen würde.
Ich ging dann mit einem kleinen Mädchen zu ihrem Zuhause, wo ihre Mutter, ihre Schwester und Nachbarn schon auf mich warteten. Kaum saß ich, kam die Mutter mit einer großen Schale voll Essen (Chapati, Dosa und Soße) zu mir. Mir wurde Wasser gereicht, um meine Hände zu waschen und anschließend sollte ich essen. Für mich war es anfangs sehr komisch, dass ich essen sollte und mir dabei bloß zugeschaut wurde, statt dass sie auch essen. Aber das ist in Indien Tradition, da es sonst als unhöflich angesehen wird, wenn der Gastgeber gemeinsam mit dem Gast isst. Während ich gegessen habe, wurde ich mit Fragen gelöchert und stellte selbst auch viele Fragen. Als ich fertig mit dem Essen war, kamen plötzliche ganz viele Menschen ins Haus oder guckten von außen, was da denn los ist. Schnell waren wir ca. 15 Leute, die in diesem kleinen Haus waren und auch draußen standen noch welche.
Eine Unterhaltung war manchmal schwierig, da wir uns gegenseitig nicht gut verstanden.
Nach einer gefühlten Stunde sagte das Mädchen, bei welchem ich war, dass ich mit zu ihrem Onkel kommen sollte. Also gingen wir die Straße etwas weiter hinauf, wobei uns wieder ungefähr zehn Kinder folgten. Angekommen bei ihrem Onkel sah ich ein vertrautes Gesicht, Paula saß auf dem Sofa, umgeben mit nochmal fünf Kindern. Nachdem auch ich mich aufs Sofa setzte, wurde uns direkt wieder ganz viel Essen und Chai angeboten. Nach einer Hausführung, noch mehr Essen und Bildern, ging es für uns wieder zurück zur Kirche, da unser Bus demnächst kommen sollte. Schnell stellte sich aber heraus, dass es Probleme gibt und wir noch etwas warten sollten. Während wir gewartet haben, haben wir uns nochmal unterhalten und wieder ganz viele Bilder gemacht. Doch irgendwann hieß es, dass wir jetzt noch zwei Stunden auf den Bus warten sollten. Aus dem Grund wurde versucht, dass jemand uns ein Auto besorgt. Nach einigen Minuten gingen wir nach draußen und erwarteten ein Auto, was uns wieder zurück zu unserer Unterkunft bringen sollte, stattdessen sahen wir ein Tuctuc, welches gerade mit einem Seil wie ein Rasenmäher angemacht wurde. Für uns hieß es dann also, dass wir mit durchschnittlich 50 km/h ungefähr 45 Min. zurückfahren sollten.
Während der Fahrt mussten wir noch einmal die Plötze wechseln, sodass wir zu fünft alle eingequetscht sitzen mussten.
Diese Fahrt war für alle vermutlich die ungemütlichste Fahrt von allen.
Als wir dann gegen 13:00 Uhr ankamen, war das Essen bereit, jedoch war jeder noch satt von dem ganzen Essen, was wir alle vorher bekommen hatten. Nach rund einer Stunde kam auch die zweite Gruppe an, die noch ein spontanes Picknick gemacht hatte und aus dem Grund uns nicht abholen konnte.
Bis 16:00 Uhr hatten wir Freizeit, bevor es für uns auf den Hof ging, um für den bevorstehenden Kulturabend noch einen Tanz einzustudieren. Nach der langen, anstrengenden Probe, gab es um 16:45 Uhr eine kleine Teepause, damit um 17:00 Uhr der Kulturabend beginnen konnte.
Da sich alle Mädchen einen Sari gekauft hatten, zogen wir diesen an und einige indische Frauen zeigten uns dann, wie man diese n richtig anzieht. Als wir nach einer gefühlten Ewigkeit fertig wurden, waren draußen auf dem Hof schon einige Stände aufgebaut z.B. ein Stand für Henna und zum Selbermachen von Schmuck.
Auf dem Hof wurden anschließend Stühle aufgebaut und wir setzten uns hin, während Helga das Programm erklärte. Es wurde gesungen, getanzt und gelacht. Zuerst tanzte ein Mädchen und begann somit den Kulturabend. Im Laufe des Abends tanzte noch eine Jungengruppe. Wir führten unseren Tanz zusammen auf und eine Gruppe, bestehend aus fünf Leuten, sangen ein typisches plattdeutsches Lied und zum Schluss sangen wir gemeinsam noch „Die Gedanken sind frei“. Dieses Lied sangen wir immer, wenn von uns erwartet wurde, dass wir ein deutsches Lied singen. Ziemlich zum Schluss gab es noch eine kleine Überraschung für Michael in Form einer Torte, nachträglich für seinen 70. Geburtstag.
Nachdem das Programm durch war, wurden nochmal ganz viele Bilder mit den verschiedensten Personen gemacht. Solange bis jeder schließlich das Bild hatte, was er gerne haben wollte. Um 19:30 Uhr gingen alle zum Essen und um 20:15 Uhr fand wieder unsere tägliche Reflexionsrunde statt.
An diesem Tag haben wir die indische Kultur kennengelernt, wie noch nie zuvor. Wir hatten sehr viel Spaß und ich denke, dass wir alle froh waren, diesen Tag so erleben zu dürfen.
Pauline Herz